Epilepsie und die Psyche – ein komplexes Zusammenspiel
Epilepsie ist eine chronische neurologische Erkrankung, bei der es zu wiederholten epileptischen Anfällen kommt. Diese entstehen durch eine vorübergehende, abnorme elektrische Aktivität im Gehirn. Doch Epilepsie betrifft nicht nur das Nervensystem – auch die psychische Gesundheit kann in vielfältiger Weise beeinflusst sein. Das Zusammenspiel zwischen Epilepsie und Psyche ist komplex und wechselseitig.
Psychische Begleiterkrankungen bei Epilepsie
Menschen mit Epilepsie leiden häufiger unter psychischen Erkrankungen als die Allgemeinbevölkerung. Zu den häufigsten Begleiterkrankungen gehören Depressionen, Angststörungen und in manchen Fällen auch Persönlichkeitsveränderungen. Dies kann sowohl biologische Ursachen haben – etwa durch die Lage des Anfallherdes im Gehirn, zum Beispiel im Temporallappen – als auch psychologische und soziale Gründe.
Die ständige Ungewissheit, wann ein nächster Anfall auftritt, die Angst vor Kontrollverlust oder Stigmatisierung, können das Selbstwertgefühl und das emotionale Wohlbefinden stark beeinträchtigen. Auch soziale Isolation, Schul- oder Arbeitsplatzprobleme und das Gefühl, "anders" zu sein, führen nicht selten zu psychischem Stress.
Auswirkungen der Psyche auf die Epilepsie
Umgekehrt kann die psychische Verfassung Einfluss auf die Epilepsie selbst haben. Stress, Schlafmangel und emotionale Belastungen gelten als häufige Auslöser für Anfälle. In einigen Fällen kann eine intensive psychische Belastung sogar dazu führen, dass sogenannte psychogene, nicht-epileptische Anfälle (PNES) auftreten – diese ähneln epileptischen Anfällen haben aber keine neurologische Ursache.
Diagnostik und Behandlung
Die Behandlung von Menschen mit Epilepsie sollte daher nicht nur die Anfallskontrolle im Blick haben, sondern auch die psychische Gesundheit berücksichtigen. Eine interdisziplinäre Betreuung durch Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie ist häufig sinnvoll. Antiepileptika können zwar Anfälle reduzieren, aber manchmal auch die Stimmung beeinflussen – sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Hier ist eine sorgfältige Auswahl und Überwachung der Medikation entscheidend.
Psychotherapeutische Angebote, insbesondere Verhaltenstherapie, können helfen, mit der Erkrankung besser umzugehen, Ängste zu reduzieren und depressive Symptome zu behandeln. Auch Selbsthilfegruppen bieten Unterstützung und Austausch.
Fazit
Epilepsie ist mehr als nur eine körperliche Erkrankung – sie beeinflusst auch das psychische Wohlbefinden. Eine ganzheitliche Sichtweise, die sowohl neurologische als auch psychische Aspekte berücksichtigt, ist essenziell für eine erfolgreiche Behandlung und eine bessere Lebensqualität der Betroffenen. Der offene Umgang mit der Krankheit und eine entstigmatisierende Haltung in der Gesellschaft sind dabei ebenso wichtig wie die medizinische Versorgung.
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